Startpunkt für die Ultra-Strecke des Transvulcania 2017 war traditionell am Leuchtturm von Faro de Fuencaliente an der südlichsten Spitze von La Palma. Der Startschuss für die 74,33 km lange Strecke fiel morgens früh um 6:00 Uhr bei völliger Dunkelheit. Bis auf die letzten 5 Kilometer führt die Strecke über den legendären GR 131, der auch als „Ruta del Bastón“ bekannt ist. Bis zum Ziel zum Plaza de España in Los Llanos de Aridane müssen insgesamt 4.350 hm im Aufstieg und 4.057 hm im Abstieg bewältigt werden. Damit gehört die Strecke des Transvulcanias zu einen der anspruchsvollsten Trailruns der Welt. Der höchste Punkt der Strecke ist der Roque de los Muchachos auf 2.421 m (wird nach 51,8 km erreicht). Die Trails sind zum Teil sehr schwierig zu laufen, da sie über loses Vulkangestein führen.
Was ich beim Transvulcania erlebt habe, könnt ihr im folgenden Video erleben aber auch in meinem Laufbericht weiter unten lesen.
Mein Laufbericht zum Transvulcania
Die Nacht war kurz. Pünktlich um 3 Uhr klingelte der Wecker. Alles was ich anziehen und mitnehmen wollte lag schon fertig bereit. Also schnell duschen, um wach zu werden, nochmals Füße eincremen und rein ins Trailrunning Outfit. Nachdem wir meinen mitgebrachten Kuchen (hier für Hobby-Bäcker das Rezept des Power-Cakes) als Frühstück gegessen hatten, ging es auch schon bald los. Wir hatten ja alles am Vortag schon ausgekundschaftet. Innerhalb von einer viertel Stunde sollten wir vom Hotel Prinzess den ausgespähten Parkplatz nicht unweit vom Start erreicht haben. Doch da haben wir unsere Pläne ohne die örtliche Polizei gemacht. Schon einen Kilometer vor dem Start kam die erste Straßensperre. Zunächst wollte man uns nicht durchlassen. Dann – aus heiterem Himmel – lies man uns doch gewähren und hätten laut Polizei sogar bis zum
Leuchtturm fahren können. Es wirkte alles etwas planlos und unkoordiniert – was die Polizei betraf. Wir näherten uns also mit dem Mietwagen weiter dem Startbereich – genau bis zur nächsten Straßensperre. Dort war dann kein Durchkommen mehr. Es blieb uns nichts anderes übrig, als aus dem Auto zu steigen und Jochen machte sich auf den Weg nach der Suche eines strategisch gut gelegenen Parkplatzes, denn er wollte uns ja an diesem Tag an vielen Punkten als Supporter an der Seite stehen.
Auf zum Start
Um Punkt 5 Uhr machte dann der Equipment-Check auf. Es wurde nur stichprobenartig kontrolliert, ob man Stirnlampe, rotes Licht (warum auch immer – den Sinn habe ich bis heute nicht richtig verstanden), Rettungsdecke und was zu Trinken mit sich führte. Nachdem Bart und ich ohne nur den Rucksack öffnen zu müssen passieren konnten, gingen wir
auch schon hinunter zum Start, der fast auf Meereshöhe lag. Das Gedränge war groß, jeder Trailrunner wollte sich einen Platz weit vorne im Starterfeld sichern um nicht später nach den ersten 500 Metern an der bekannten Engstelle Schlange stehen zu müssen. Nachdem wir unsere durchaus gute Position im vorderen Feld eingenommen hatten war uns recht schnell klar, dass wir diese für die nächsten 50 Minuten bis zum Start auch nicht mehr aufgeben sollten, da wir von den anderen Läufern nicht mehr nach vorne durchgelasssen werden würden. Gut, dass wir vorher noch auf Toilette waren. 😉 So begann also das lange Warten bis zum Start. Die Stimmung war aber ausgesprochen gut, die Moderatoren machten ihren Job gut und heizten mit heißen Beats gut ein. So verging – wenn auch nur langsam – die Zeit bis zum Countdown des 9 Transvulcanias.
The Final Countdown
Los Canarios – Bin ich wohl schon im Ziel?
Unbegreiflich, was alleine bei der ersten Verpflegung schon für eine Stimmung herrschte. In der Ortschaft selbst säumten dicht gedrängt sehr euphorische Fans des Transvulcanias die Gassen und feuerten jeden Starter lautstark an. Dies vermittelte mir schon das Gefühl, im Ziel angekommen zu sein. Aber nein – ich hatte ja erst die ersten 700 Höhenmeter bzw. die ersten 7 Kilometer hinter mich gebracht und hatte noch einiges vor mir. Nachdem ich meine Flasche wieder mit frischem Wasser aufgefüllt habe, setzte ich mich auch gleich wieder in Bewegung und nahm meine Laufstöcke vom Rucksack, die man lt. Reglement erst ab der ersten Verpflegung einsetzen durfte (sehr vernünftige Regelung!). Inzwischen setzte auch die Morgendämmerung ein und ich konnte meine Stirnlampe wieder im Rucksack verstauen.
Green & Black & Blue
Der nächste Abschnitt sollte einer der längsten ohne Verpflegung werden. Auf den nächsten 9,5 km mussten insgesamt 1.176 hm überwunden werden.
Die ersten Kilometer nach dem Check Point in Los Canarios waren von der Steigung her eigentlich gar nicht so schlimm. Es ging relativ flott durch wunderschöne Kiefernwälder, der Boden war durch die herabgefallenen Nadeln oft sehr weich und es gab des Öfteren Abschnitte, die auch gut laufbar waren. Die Trecking Poles leisteten schon gute Dienste. Die Sonne war in der Zwischenzeit schon aufgegangen und spendete die ersten wärmenden Strahlen. So richtig warm war mir beim Aufstieg aber nicht, da mein Shirt schon stark klatschnass war.
Vulcano-Downhill is Fun
Was dann folgte, war wirklich Downhill-Spaß pur. Auf sehr schön laufbaren Trails piepste meine Garmin-Uhr (Hinweis für vollendeten Kilometer) wesentlich schneller als die Stunden zuvor. Was auch irgendwie kurios war, war das gleichzeitige Piepsen um einen herum. Tja, alle Transvulcania Teilnehmer waren wirklich sehr gut ausgestattet. 😉 So vergingen die folgenden Kilometer sehr schnell. Trotzdem versuchte ich hier nicht zu überzocken und mich nach all den Höhenmetern wieder etwas beim Bergablauf zu regenerieren. Wir tauchten nach einiger Weile wieder in einen dichten Wald ein und hörten schon aus der Ferne die Lautsprecherdurchsagen aus El Pilar. Der Check Point El Pilar ist beim Transvulcania DER Knotenpunkt, denn hier ist das Ziel für die Halbmarathonläufer und gleichzeitig der Start der Marathonläufer.
Kurze Rast bei KM 24
Sehr kurz ist meine Pause in El Pilar ausgefallen, da ich wusste, dass schon 7 km weiter die nächste Verpflegung kommen würde und die Strecke bis dorthin auch nicht sehr anspruchsvoll sein würde. Eine Flasche war noch gefüllt – also genug für die nächsten Kilometer. Ich holte mir also nur ein Stück Wassermelone, tauschte mich kurz mit Jochen aus und zog von dannen.
Was jetzt kam, war wohl der unattraktivste Abschnitt des gesamten Rennens. Auf einer relativ breiten Forststraße ging es unspektakulär dahin. Rechts und links waren nur Bäume, die keine Sicht auf die Landschaft freigaben. Anfangs sah ich noch Marathonläufer, die sich gerade warm liefen, später waren kaum mehr Fans oder Läufer auf der Strecke zu sehen. Ich merkte, dass die ersten Kilometer schon ihre Spuren hinterlassen hatten und musst an leichten Steigungen schon mit dem Gehen beginnen. Aber das ging nicht nur mir so…
Etwas verwirrt war ich, als urplötzlich eine Zeitnahme auftauchte – aber keine dazugehörige Verpflegungsstation. Hatte der Veranstalter des Transvulcanias diese nicht aufgebaut oder was war hier los? Wassertechnisch war ich ja recht knapp ausgestattet. Die Erleichterung kam erst wenige Kilometer später, als ich die weißen Zelte der Verpflegung erblickte. Auch hier blieb ich nur kurz stehen, trank Wasser & Iso und füllte meine Flaschen erneut auf. Gut gerüstet ging es ab nun wieder auf schönen Singletrails hinauf. Nun bot sich nach den sonnigen Abschnitten ein ganz anderes Bild, denn wir liefen durch die tief hängenden Wolken, die den Eindruck erweckten, dass man gerade auf einem Trail durch den Regenwald unterwegs sei. Da ich die Steine vom Downhill nach El Pilar immer wieder beim Laufen spürte, beschloss ich kurz meine Schuhe zu entleeren. Das gab auf jeden Fall ein gutes Gefühl und gab mir auch etwas Zeit die beeindruckende Bergkulisse zu bestaunen. Kurz nachdem ich mich wieder auf den Weg gemacht hatte, wurde es auf einmal etwas hektischer, denn die Starter des Marathons kamen von hinten angeschossen.
Luis Alberto Hernando, der den Marathon später gewinnen sollte zog mit vollem Einsatz an mir vorbei. Auch Moritz auf der Heide, der beste deutsche Teilnehmer, überholte mich kurze Zeit später (6. Platz Gesamt).
Die folgenden Kilometer bis zum Check Point Pico de la Nieve waren wirklich der Hammer! Es ging immer wieder auf und ab – rechts und links und hatten einmal tollen Blick Richtung Osten und kurze Zeit wieder Richtung Westen – einfach unbeschreiblich!
Der Abschnitt war mit insgesamt 890 hm der Part mit den zweit meisten Höhenmetern beim Transvulcania. Ich war nicht der einzige Läufer, der hier hin und wieder mit der GoPro ein paar Aufnahmen machte.
Pico de la Nieve
Hier hatten wir wieder eine volle Verpflegung mit Essen und Getränken. Auch hier zogen mich die Wassermelonen wieder magisch an, da ich diese auf meinen Trailruns immer sehr gut vertrage und Flüssigkeit und etwas Zucker geben. Auch in die Kiste mit den geviertelten Orangen habe ich gegriffen. Ein Gel habe ich mir zur Vorsicht für die kommenden Kilometer auch mit eingepackt. Mit ein paar Mandeln im Mund habe ich mich wieder auf die Trails gemacht. Nun aber war die Anstrengung hoch auf den GR131 zu kommen, den wir kurz verlassen hatten, besonders groß. Es ging megasteil nach oben und kostete wieder einige Körner. Auf den kommenden Kilometern ging sehr wellig dahin.
Nach laufbaren Streckenabschnitten folgen wieder Trails auf die nächste Erhöhung. Ich wünschte mir schon sehr den höchsten Punkt, die V7 Roque de la Muchachos, bald zu erreichen. Doch bis dahin zog es sich wirklich wie Kaugummi. Als ich die Observationsbauten vor mir sah, dachte ich, ich hätte es schon geschafft.
Da hatte ich mich aber getäuscht, denn ich musst nochmals absteigen um dann auf der anderen Seite die gerade „verlorenen“ Höhenmeter erneut zu erklimmen. Aber auch das war dann endlich vollbracht und so traf ich das zweite Mal auf Jochen, der sich mit seiner Kamera einen guten Punkt für tolle Aufnahmen nur wenige Meter unterhalb der Verpflegung ausgesucht hatte.
Roque de los Muchachos – Der höchste Punkt vom Transvulcania
Ich war sehr froh oben im Zelt auf 2.420 m angekommen zu sein und auch sehr erstaunt, dass ich Lars (trailfieber.de), hier getroffen habe (Lars ist in
der Regel ein gutes Stück schneller als ich). Auch hier war meine Absicht, mich nur kurz aufzuhalten um mich dann voll motiviert an den langen, langen Downhill bis nach Pto de Tazacorte zu machen. Ich aß wieder Wassermelone, Orangen und ein Helfer kümmerte sich um meine Trinkflaschen (was für ein Service 🙂 ). Man fragte mich sogar, ob ich meine Laufstöcke abgeben und ins Ziel bringen lassen wollte. Ich verneinte aber, da ich mir dachte, dass sie auf dem nun folgenden 18 km und mit gut 2.500 hm gespicktem Downhill vielleicht auch hilfreich sein könnten. Als ich aus dem Versorgungszelt trat, gönnte ich mir noch eine kalte Dusche. Helfer standen hier mit einem Schöpfbecher und gossen uns auf Wunsch kaltes Wasser übern Kopf. Ein paar Meter später hielt ich noch kurz für ein paar Bilder an, die Jochen machte und rief im dann nur zu „bis gleich“. Zu dem Zeitpunkt ahnte ich noch nicht im Geringsten, was mich auf den folgenden Kilometern erwarten würde.
Der lange, steinige Pfad zum Meer
Tazacorte – Das Ziel für die Marathonis
Nun folgten die Serpentinen nach unten und ich erreichte wenige Minuten später, schon sichtlich angeschlagen das Ziel der Marathonläufer. Jetzt hieß es aber zum letzten Mal Energie tanken, Flaschen auffüllen, denn 5 heiße Kilometer warteten noch auf uns. Doch bevor es aus der Verpflegung raus ging, stand für alle Läufer noch eine erfrischende Dusche bereit.
Zunächst ging es an der Uferpromenade entlang bis es dann ein paar Stufen hinunter zum Strand ging. Doch anstatt ein Bad im Meer zu nehmen bogen wir gleich wieder links ab und wühlten uns durch ein Kiesbett, dass
uns in das ausgetrocknete Flussbett führte. Das Tal wurde immer enger und enger und schließlich sprang ich von Stein zu Stein durch eine bizarre Kulisse. Bis zum Ziel des Transvulcania waren noch gut 369 hm von Tazacorte aus zu bezwingen. Der Anstieg begann auch sofort, nachdem wir aus dem Flussbett wieder ausgespuckt wurden. Links Bananenplantagen – rechts Bananenplantagen. Und in der Mitte führte der Weg steil und erbarmungslos hinauf. Jetzt hieß es nochmals alle Kräfte zu mobilisieren, denn das Ziel war nur noch gut 2 Kilometer entfernt. Auch hier säumten schon wieder ein paar Fans die Straßen. So spielte ein Mann auf der Flöte und von den benachbarten Häusern aus wurde jeder Läufer angefeuert.
Als die letzten Höhenmeter dann bezwungen waren, erreichte ich auch schon den legendären blauen schnurgeraden Radweg, der ins Zentrum von Los Llanos führte.
Vor den Cafés saßen und standen die Einheimischen und trieben jeden Läufer an. An Gehen war hier wirklich nicht zu denken. Meter für Meter kam ich dem Ziel näher und je näher ich kam, desto mehr Fans säumten den Straßenrand. Auf den letzten 100 m war dann die Party voll im Gange und ich erreichte überglücklich die Ziellinie.
Meine persönliche Zeit & Rennanalyse
- Infos zum Rennen: www.transvulcania.info
- Mein Lauf bei Strava
Weitere interessante Laufberichte zum Transvulcania:
- Fotoreportage von den exito Gipfelstürmern zum Transvulcania Ultramarathon
- Laufbericht zum Ultramarathon von Lars (trailfieber.de)
- Bericht zum Transvulcania Marathon von Moritz auf der Heide, der sich super geschlagen und den 6. Platz erreicht hat.
Hallo Stefan, vielen Dank für diesen spannenden Bericht aus Läufersicht. Großen Respekt für diese Leistung. Der Downhill ist total CRAZY! Trailige Grüße, Jochen
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Gratuliere, super Lauf und schöner Bericht.
Ich habe im Februar den Transgrancanaria 82Km gemacht und bin jetzt an der Planung für 2018.
Kennt jemand von euch den Vergleich Transvulcania und MIUT (Madeira), welcher ist schöner?
Hallo Christoph,
vielen Dank für deinen Kommentar. Den MIUT habe ich selbst noch nicht gemacht, wäre aber auf jeden Fall in der engeren Auswahl, wenn es an die Planung der nächsten Jahre geht. Im Urlaub war ich schon mal auf Madeira und hatte diese Insel noch grüner in Erinnerung als La Palma. Ist aber auch schon wieder ein paar Jahre her. 😉 Madeira ist aber auf jeden Fall eine Reise wert – und den Transvulcania kann man bedenkenlos empfehlen. Ist eigentlich ein MUSS für jeden Trailrunner. 🙂
Viele Grüße
Stefan
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