Nachdem ich mir schon die letzen beiden Jahre vorgenommen habe, beim MTUT (Maintal Ultratrail) teilzunehmen, hat es in diesem Jahr endlich geklappt. Als Baustein für die Vorbereitung zum diesjährigen UTMB haben die 65 km mit 1.800 hm ganz gut in meinen Terminkalender gepasst. Und das schöne an dem Lauf ist auch, dass die An- und Abreise am gleichen Tag möglich ist. Zwar fehlt bei dem Lauf der alpine Charakter, doch auf der Website war schon dick und fett markiert, dass man die fränkischen Höhenmeter in der Weinanbauregion Würzburg nicht unterschätzen sollte.
MTUT Raceday
Bei der Fahrt nach Veitshöchheim gab es schon die erste Kontrollstelle – naja, ich wurde von einer Polizeistreife noch in Nürnberg gestoppt. Die Beamten haben recht komisch geschaut, als ich mit meinem Laufoutfit aus meinem Wagen gestiegen bin. Sie fragten mich, ob wohl McFIT schon offen habe und haben eine Weile gebraucht um zu verstehen was ich wirklich vorhatte. 😉 Meine Pflichtausrüstung (Fahrzeugpapiere und Führerschein) hatte ich natürlich dabei und konnte die Fahrt nach Veitshöchheim fortsetzen. Eine gute Stunde später war ich dann auch schon bei der Startnummernausgabe im Vereinsgebäude des SV Veitshöchheims und habe mich nachgemeldet. Und welche Nr. habe ich bekommen? Die 110 – passte also irgendwie alles zusammen.
Start des Maintal Ultratrails
Pünktlich um 7 Uhr fiel dann nach einem kurzen Streckenbriefing und der Rucksackkontrolle der Startschuss für alle Ultraläufer. Die ersten 1,5 km ging es noch auf breiten Forststraßen entlang. Thomas Gumpert, der „Vater“ des Maintal Ultratrail saß auf dem Quad und fuhr die ersten Meter voraus. Kurze Zeit später ging es dann ab auf die ersten Singletrails. Schon zog sich das Teilnehmerfeld, welches aus 103 Trailrunnern bestand (davon 18 Frauen), in die Länge. Vor mir waren insgesamt noch 6 Läufer, die zumindest auf den ersten 5 Kilometern noch in Sichtweite vor mir liefen.
An der ersten Rampe im Wald habe ich aber nach dem Blick auf die Pulsuhr Vernunft walten lassen und bin mein Tempo weiter gelaufen. Da ich bis jetzt nur größere Veranstaltungen wie den Zugspitz Ultratrail etc. gelaufen bin, waren meine größten Bedenken wie wohl der MTUT ausgeschildert sein würde. Doch ich wurde wirklich positiv überrascht. An jeder Kreuzung wurden Pfeile angebracht. Zusätzlich gab es Trassierbänder an Sträuchern und Bäumen, sodass ich mich immer gut „aufgehoben“ gefühlt habe. Nicht zu vergessen waren die zahlreichen Streckenposten, die uns sicher über alle Bundesstraßen geleitet haben oder an Schlüsselstellen positioniert waren.
Das Wetter an diesem Tag war für den Ultra eigentlich perfekt. es war leicht bewölkt und nur zwischendurch kam mal kurz die Sonne zwischen den Wolken durch. Ich war also froh, dass es kein hochsommerlicher Tag war.
Die ersten 40 Kilometer sind für mich ziemlich gut gelaufen. Ich habe gut meinen Rhythmus gefunden und konnte mich von Platz 7 auf Platz 6 verbessern. Die meiste Zeit war ich jedoch immer alleine auf den Trails unterwegs und konzentrierte mich voll auf die Laufstrecke. Ungefähr alle 10 Kilometer stoppte ich kurz an den Verpflegungsstellen, wo Melonen, Bananen, Gels, Gurken Salzstängchen etc. auslagen. Den nördlichsten Punkt der Strecke hatte ich schon bei km 29 erreicht. Von dort aus ging es zumindest gefühlt wieder „Richtung Heimat“, auch wenn noch eine kleiner Umweg auf uns Läufer wartete.
40k Up & Down hinterlassen ihre Spuren
Nach den ersten 40 Trail-Kilometern hatte ich auch meinen Tiefpunkt beim Lauf erreicht. So hatte ich an den folgenden 10 Kilometer am meisten zu knabbern. Ich versuchte trotz den kleinen, giftigen Steigungen nicht allzu viel Tempo zu verlieren und mich aus meinem Tief wieder herauszuhangeln. Ab und zu drehte ich mich nach hinten um, um zu sehen ob ein anderer Teilnehmer auf mich auflief. Und wenn man dran denkt, dann kommt es auch so. So überholte mich auf einem der nächsten Steigungen die schnellste Dame (Marita Wahl vom GutsMuths-Rennsteiglauf e.V.) im Rennen und tanzte federleicht die Steigung vor mir hinauf. Ich dachte mir nur, die siehst du erst wieder im Ziel…
Es folgten wieder zahllose Trails und es ging im Zickzack immer weiter und ich hatte schon jegliches Gefühl verloren, wo ich nun eigentlich war und wie viele Steigungen ich noch vor mir hatte.
Einigermaßen gut lief es bei mir dann eigentlich erst wieder, als ich ein Teilstück erreicht habe, auf dem es immer leicht bergab ging. So konnte ich wieder einen für meine Verhältnisse ordentlichen Schnitt machen und war aber trotzdem sehr erstaunt, als ich nach einiger Weile die erste Dame wieder vor mir sah. Nach einigen Minuten hatte ich sie dann auch im nächsten Downhill überholt und versuchte etwas Boden gut zumachen.
Die letzten Kilometer
Doch der nächste Anstieg, den ich schon auf mich zukommen sah, sah ich meine Chancen schwinden, dass ich oben vor ihr ankommen würde. Trotzdem habe ich es dann irgendwie geschafft, die letzte Rampe schneller als sie zu erklimmen. Jetzt waren auch die letzten Kilometer gezählt und wusste, dass es nur noch eine Frage von Minuten war, bis ich das Ziel erreichen sollte. Überglücklich über meine Zeit und Platzierung bin ich durch den MTUT-Zielbogen gelaufen und wurde von den fleißigen Helfern auch gleich mit einem leckeren alkoholfreien Bier belohnt.
Die Strecke
Man könnte es mit einem kurzen Satz auf den Punkt bringen: Mehr Trail geht nicht. Forstwege oder gar Teerstraßen waren beim MTUT Mangelware. Kaum ging es mal ein Paar Meter auf einem Forstweg entlang, wartete schon die nächste Abzweigung auf einen der zahlreichen Singletrails. Schon daran hat man gemerkt, dass sich der Organisator sehr viel Liebe in die Streckenplanung gesteckt hat. Dadurch, dass es die in den Tagen zuvor recht viel geregnet hat, waren die die Trails noch rutschig und man musste etwas Vorsicht walten lassen. Trotzdem gab es nur wenige “kritische” Stellen, es war also alles gut laufbar.
Wer sich den Streckenverlauf (und den Start – mehr hab ich leider nicht gefilmt) im Video ansehen will, kann das hier tun:
Stöcke beim MTUT?
Ob man für die Strecke Stöcke braucht, würde ich mal eher verneinen. Ich persönlich finde diese bei sehr alpinen Strecken, bei denen es mehrere hundert Meter am Stück (steil, matschig) bergauf geht hilfreich. Beim Maintal Ultratrail kann man diese aber getrost zu Hause lassen.
Der Maintal Ultratrail 2018
Der MTUT 2018 wird eine ganz besondere Veranstaltung werden. Denn erstmals werden die Deutschen Meisterschaften im Ultratrail auf der 65 km Distanz in Mainfranken ausgetragen. Schon deswegen ist von einem viel größeren und sehr stark besetztem Teilnehmerfeld auszugehen.
Außerdem zählt der Maintal Ultratrail zum GERMAN TRAILRUNNING CUP neben anderen Läufen wie dem Bleilochlauf, Bilstein Marathon, Sachsen Trail und Südthüringen Trail. Es tut sich also in Sachen Trailrunning Events auch in der Mitte Deutschlands einiges!
Wer sich für den Maintal Ultratrail 2018 anmelden will, kann dies hier tun.
Links
- Seite des Veranstalter des Maintal Ultratrails
- Ergebnisse des MTUT 2017 von Raceresult
- Bericht vom Veitshöchheim Blog
Bilder
Vielen Dank für die Bilder, die auf der Website zur Verfügung gestellt wurden. (Copyright Christian Hoffmann)