Es müssen nicht immer die Alpen sein. Auch andere Regionen können uns Trailrunner “verzaubern” und uns ans körperliche Limit bringen. Ein Lauf, bei dem man nicht nur seine physischen und psychischen Grenzen überwinden muss, ist der Sachsentrail im Erzgebirge. Dort werden die Trailrunner auch zu Grenzgängern, wenn es nach den ersten Kilometern im Rennen für viele Kilometer in unser Nachbarland Tschechien geht.
Auf nach Sachsen- Deutschlands Wild Wild East?
Schon die Fahrt zum Sportpark Rabenberg war ein Abenteuer. Nachdem ich die Autobahn von Nürnberg kommend verlassen habe, sind die Straßen im Laufe der Zeit immer enger und kurviger und die Anstiege immer steiler geworden. Das Signal ist angekommen: Hier gibt es Berge! Nicht ohne Grund ist die Region hier im Winter eine Hochburg für Skispringer und Skilangläufer.
Für die Nacht war ich im Hotel des Sportparks Rabenberg einquartiert, also direkt am Start. Als ich den exito Gipfelstürmer–Van abstellte war ich gefühlt am Ende der Welt (oder Deutschland) angekommen. Hier war Sackgasse. Das Sportareal hier war aber sehr beeindruckend. Der Sportpark Rabenberg, so erzählte man mir, war damals Olympiastützpunkt des DDR-Teams und diente als “Höhentrainingslager”. Es gab hier wirklich alles. Schwimmbad, Turnhallen, Fußballplätze, Fitnessstudio etc. Also eigentlich eine super Location für alle Sportverrückten wie wir Trailrunner.
Auch wenn sich die Zahl der am Vorabend Anreisenden in Grenzen hielt, war die Stimmung sehr freundschaftlich und gut. Nachdem ich meine Startunterlagen abgeholt hatte, holte ich meine Portion Pasta an der Theke ab und lies sie mir bei der langsam untergehenden Sonne schmecken. Kurz darauf gab es noch ein Streckenbriefing mit ein paar Bildern von der Strecke.
Nachdem das Briefing zu Ende war, löste sich die Gruppe relativ schnell auf und es wurde sehr ruhig hier oben. Also ging es auch für mich aufs Zimmer – Zeit um das Equipment für den nächsten Tag zu sortieren und rechtzeitig ins Bett zu kommen. Von der Pflichtausrüstung konnte man nicht viel verkehrt machen, denn nur ein Telefon stand auf der Liste. Ich wollte dennoch meinen Laufrucksack mitnehmen. Schon alleine um Gels und Getränke immer mit dabei haben zu können. Und es sollte ein warmer Wettkampftag werden!
Das Rennen
Pünktlich um 7 Uhr fiel der Startschuss zum 5. Sachsentrail. Für die ersten Kilometer standen feinste Trails auf der Speisekarte (Hinweis: Die Strecke habe ich ganz am Ende des Artikels eingebettet). Zudem ging es eigentlich nur bergab. Der Start ins Rennen ist somit gut gelaufen und das Schwarzwasser-Tal schnell erreicht.
Das Läufer-Feld hatte sich zu diesem Zeitpunkt schon gut auseinander gezogen. Noch lag ich mit Attila (wir haben schon gemeinsam beim Innsbruck Trailrun Festifal und beim ZUT mitgemacht) in Führung. Da ich aber wusste, dass es unklug wäre mit Attila Schritt zu halten, habe ich einen Gang zurückgeschaltet und versucht meinen Rhythmus zu laufen. So lies ich ihn laufen (Glückwunsch zum 1. Platz!) und es ging es dahin über wirklich schöne wurzelige, wellige Trails, die an diesem Tag ausnahmsweise für Mountainbiker gesperrt waren.
Ein großes Highlight bei dem Lauf war der sogenannte Grenzweg. Ein Trail der genau entlang der deutsch-tschechischen Grenze führte. Kerzengerade über viele Kilometer. Als ich den Grenzweg erreicht habe, war von einem Trail zeitweise kaum was zu sehen. Nur die rot-weißen Trassierbänder zeigten den Weg. Ein Hauch Barkley-Marathon sozusagen. Sehr cool. Inzwischen wurde ich von 4 weiteren Läufern eingeholt. Einer davon war der Sieger Marco Möhler vom Vorjahr. Kurioserweise haben sich davon 3 auf der Strecke verlaufen oder wurden von einem Ordner fehlgeleitet.
Auch ein Grenzweg hat seine Grenzen bzw. Ende und so bogen wir bei Kilometer 19 scharf rechts ab und betraten tschechisches Staatsgebiet.
Die Trails waren somit erst mal zu Ende und es folgten lange Kilometer auf Forstwegen, teils geschottert aber auch teils geteert. In diesem Stil sollte es bis Kilometer 47 weiter gehen.
Kleines Highlight hier: Ein Bauer/Förster sperrte den kompletten Weg ab, weil er ein paar Bäume fällen wollte. Keine Ahnung, ob er überhaupt wusste, dass bald noch mehr Trailrunner folgen werden. Ich habe zumindest die “Erlaubnis” bekommen, die Absperrung zu übersteigen und konnte meinen Lauf fortsetzen.
Ab der V8, also bei KM 47 ist dann wieder etwas Abwechslung in den UltraRun gekommen. Es ging wieder bergauf und der ein oder andere Trail war auch wieder dabei, selbst wenn bis zur nächsten Verpflegung noch viel Waldautobahn Teil der Strecke waren. Nachdem ich die ersten 50k fast ausnahmslos gelaufen bin, versuchte ich mich auf dem kommenden Anstieg wieder etwas zu erholen. In den “Bergauf-Geh-Modus” umzuschalten tat richtig gut.
Nach der V9 wurde es endlich mal wieder schön trailig! Ich näherte mich wieder dem Trailcenter Rabenberg und so ging es munter auf schönen Singletrails der Mountainbiker auf und ab. Da die Kilometer schon enorm viel Kraft gekostet haben, viel es mir immer schwerer den Laufschritt beizubehalten. Das Ziel war eigentlich in unmittelbarer Nähe, aber die Strecke führte zunächst noch einmal auf die andere Seite bis es in den finalen Anstieg ging. Die letzten Kilometer zogen sich wie Kaugummi und ich bildete mir ein, dass die Beine nach dem Zugspitz Ultratrail von vor 2 Wochen doch nicht mehr die Frischesten sind. Mit letzter Kraft schleppte ich mich noch den Berg nach oben, um mit einer Zeit von 6:48:15 als Gesamt 6. (Männer) und Platz 1. in meiner AK ins Ziel zu laufen.
Mein Fazit zum Sachsentrail:
- Liebevoll organisiert mit super Stimmung in einer tollen Location
- Strecke vorbildlich ausgeschildert (hier könnte man nur überlegen andersfarbiges Trassierband zu nehmen, um sich farblich abzuheben – aus dem Grund haben sich wohl ein paar Läufer verlaufen)
- Verpflegungen: TOP – es wurde sogar ein Speiseplan ausgehängt wo es was gibt
- Streckenwahl UltraRun: Bis KM 19 und ab KM 53 besonders schön. Ansonsten viel Waldautobahn (hier hat der Veranstalter beim Streckenbriefing schon mehr Trails für die nächsten Jahre in Aussicht gestellt)
Besten Dank nochmals an alle Helfer für euren beispielhaften Einsatz am Start/Ziel und auf der Laufstrecke.
Video zum Sachsentrail
Links
- Offizielle Website www.sachsentrail.de
- Veranstalter: Laufszene Events
- Beitrag von exito zum Sachsentrail
- Rennbericht von xc-run.de
- Beitrag von der RunnersWorld
Servus Stefan, bin über deine Teilnahme beim Campz-Blogwettbewerb mal wieder auf diesen Beitrag gestoßen. Da werden Erinnerungen wach, negative (verlaufen) und positive (danke fürs Mitnehmen bis Nürnberg). Hoffe wir treffen uns mal wieder bei einem Rennen, sobald es wieder welche gibt 🙂
Schön von dir zu hören! War schön ein verrücktes Rennen in good old Saxony. Ich hoffe wir sehen uns bald mal wieder und werde deine krassen Laufabenteuer weiterhin verfolgen. 😉 Beste Grüße, keep on running, Stefan
Der Sachsentrail könnte dieses Jahr nach Corona sogar stattfinden wenn alles gut geht, schau mal unter News auf deren Website 😉
Hi Marko,
vielen Dank für den Hinweis. Das wäre ja wirklich der einzige ultra in Deutschland 🇩🇪 der dann im Sommer stattfinden könnte. Sehr spannend, läufst mit?
Beste Grüße
Stefan
Hallo Stefan, werde heuer kurzfristig beim Halftrail mitmachen. Suche wegen Schuhwahl gerade Infos über die Wegbeschaffenheit. Kannst du da was dazu sagen? Warst du damals in Trailschuhen unterwegs bzw. würdest du aus deiner Sicht Trailschuhe empfehlen?
Grüße Johannes
Hallo Johannes,
ich würde an deiner Stelle auf jeden Fall mit Trailschuhen laufen. Die Strecke ist zwar nicht Alpin (in erster Linie gibt es jede Menge SingleTrails auf Waldboden) – Grip zu haben ist sicherlich gut. Du weißt ja auch nicht wie das Wetter wird und ob es doch etwas matschiger/rutschiger wird. Also ein leichter Trailschuh wäre m. E. ideal. Viel Erfolg und viel Spaß wünsch ich dir!
Beste Grüße Stefan
Vielen Dank für die Info Stefan!