Beim Karwendelmarsch im Jahre 2015 ging es für mich für das Team exito Gipfelstürmer das erste Mal auf die Trails von Pertisau Richtung Achensee. Damals war es mein zweiter Ultralauf nach dem Supertrail (Zugspitz Ultratrail) überhaupt. Ich hatte an diesem Tag sehr zu kämpfen und habe von der wunderbaren Strecke gar nicht allzu viel mitbekommen. 4 Jahre später, mit wesentlich mehr Erfahrung im Gepäck, wollte ich es nochmals wissen und neben einer schnelleren Zeit auch mehr von der umliegenden Bergwelt genießen. Die Rahmenbedingungen hätten nicht besser sein können. Alles hat gepasst. Der Wetterbericht prophezeite Kaiserwetter vom feinsten und so kam es auch.
Pertisau, 02:15 Uhr. Der Wecker klingelte. Zeit um sich aus dem Bett zu quälen, Zeit um gemütlich mit dem Frühstücken zu beginnen und Zeit um nebenbei UTMB TV zu schauen, der ja zeitgleich statt fand.
04:00 Abfahrt mit dem Bus nach Scharnitz. Müde Läufer, die noch auf eine Mütze Schlaf hofften suchten sich einen Platz in einem der Busse und versuchten es sich so bequem wie möglich zu machen.
In Scharnitz angekommen, begann der Pilgerzug bis zu Startgeländer. Peter und ich hatten noch genügend Zeit bis zum Start, die Startunterlagen hatten wir uns bereits schon am Abend zuvor besorgt. Pünktlich um 6 Uhr waren dann die insgesamt 2.500 vom restlos ausverkauften Karwendelmarsch an der Startlinie positioniert (900 Läufer und 1.600 Wanderer).
Am Start um 6 Uhr in der früh war keine Wolke am Himmel und so war es schon ein bisschen frisch. Doch schon bald nach dem Startschuss kam der Körper auf Betriebstemperatur. Das Tempo vorne in der Läufergruppe war hoch und der Blick auf meine Uhr zeigte mir, dass es etwas zu hoch war. Also habe ich erst mal einen Gang zurückgeschaltet und versucht, meinen Rhythmus zu finden. Anfangs ging es auf breiten Forstwegen immer im Tal entlang bis zu ersten Verpflegung. Ein Stück Banane und ein paar Kekse versüßten die nächsten paar Meter.
Nun wurde es langsam ernst und die erste längere Steigung begann. Es war immer noch alles laufbar aber schon ein Stück anstrengender als die ersten 10 km. Doch der Sonnenaufgang, die von der Morgensonne angestrahlten Berge rings herum sorgten für sehr gute Ablenkung. Und die Aussicht auf die nächste Verpflegung am Karwendelhaus hielt die Motivation oben.
Das gut belegtes Schinkenbrot und ein Stück Apfel war meine Wegzehrung für den nächsten Streckenabschnitt. Kurz darauf ging es auch schon in den ersten Downhill. Es war nun keine Forststraße mehr auf der wir liefen sondern ein breiter, grob geschotterter Weg. Nun war erhöhte Aufmerksamkeit gefordert. Es lohnte sich jedoch immer ein Blick gen Himmerl, denn die Aussicht auf die schroffen Felsformationen war stets überragend.
Downhill geschafft. Die Verpflegung “Kleiner Ahornboden” bot den Läufern abermals die Möglichkeit Vorräte wieder aufzufüllen doch ich war gut versorgt und lief weiter. Der nächste Anstieg wartete schon. Anfangs noch laufbar aber dann ging das erste richtig steile Stück im Wandermodus hinauf zur Falkenhütte. Wenn man nur noch gehen kann, hat es immerhin den Vorteil, dass man mehr Zeit hat um in Ruhe die Bergkulisse zu bestaunen und das ein oder andere (unverwackelte) Bild machen zu können. Nachdem die Falkenhütte passiert war, war die große Verpflegungsstation in der Eng schon “fast” zum Greifen nahe. Für den ein oder anderen Wanderer war in der Eng nach 35 km schon das Ziel erreicht, aber für alle die bis nach Pertisau laufen wollten galt es noch einen letzten Anstieg hinauf zum Grammai Hochleger (1.756 m) zu bezwingen.
3:36 h sah ich auf der Zeitnahme als ich die Verpflegung Eng erreichte. Und nur noch ein Berg? Das fühlte sich gut an – ich hatte leider schon vergessen, wie sich dieser Anstieg schon das letzte Mal in die länge zog und es sollte in diesem Jahr auch nicht anders werden. An dieser Stelle hatte ich einen richtigen Durchhänger und wurde von vielen anderen Läufern überholt. Es waren wohl ein paar Trainings-Höhenmeter zu wenig in diesem Jahr, dachte ich mir und kämpfte mich Schritt für Schritt immer weiter nach oben.
Oben angekommen wurden wir Läufer zunächst von der Bergwacht begrüßt und angefeuert. Jetzt “nur” noch runter! Das fühlte sich gut an. Aber “nur noch” war gut. Der schöne Trail, den es vor 4 Jahren nach unten ging war dem Erdboden gleich gemacht worden und es folgte ein wirklich steiles Stück, wo der ein oder andere Läufer unsanft auf dem Hosenboden landete weil die Schuhe auf dem Schotter keinen Grip fanden. Als die gröbsten Steilpassagen gemeistert waren wurde die Strecke “sanfter” und die Supporter, Wanderer entlang der Strecke feuerten uns Läufer euphorisch an. Die Stimmung war wirklich super und so kam ich Kilometer für Kilometer näher Richtung Ziel. Nach 5:45 h überquerte ich dann überglücklich die Ziellinie und freute mich auf ein kühles Bier und ein erfrischendes Bad im Achensee.
Hilfreiche Links:
Veranstaltung: www.karwendelmarsch.info
Ergebnisse vom Karwendelmarsch 2019: Raceresult
Hi Stefan,
herzlichen Glückwunsch zum erfolgreichen FInish. Ich glaube mit dem Ergebnis kannst Du sehr zufrieden sein! 🙂
Gefühlt hat man für diese höhenintensiven Ultratrails doch nie genug Höhrenmeter im Training gemacht oder?
Mich persönlich schlaucht auch immer das frühe Aufstehen total!
Viele Grüße
Jahn
Hi Jahn, danke dir!
Mit den Höhenmetern da haste recht. Ein gutes Training in den Bergen mit ordentlich Höhenmetern ist immer Gold wert. 😉 Früh aufzustehen ist auch für mich hart, aber wenn man es dann geschafft hat ist man stolz darauf und hat gefühlt doppelt so viel vom Tag. 😁
Beste Grüße,
Stefan