Bevor ich mich in der Trailrunning-Saison an die ganz großen Dinger wage, wollte ich in der Vorbereitungszeit noch einen Marathon in meinen Trainingsplan aufnehmen. Nach dem Motto “Flat is boring” habe ich mir wie in den letzten beiden Jahren wieder den Landschafts-Marathon in Bad Staffelstein ausgesucht, der mit ein paar knackigen Anstiegen und insgesamt 680 positiven Höhenmetern alles von den Starten abverlangt.
Obermain-Marathon Strecke
Die Strecke vom Obermain Marathon hat es durchaus in sich. Auf den 42,195 km (und 680 hm) geht es auf den ersten Kilometern zunächst der Bundesstraße entlang nach Unnersdorf. Dort beginnt auch der erste Anstieg und der Weg führt auf einen gut befestigten Forstweg. Die Steigung ist gut laufbar und ziehts ich hoch bis auf knapp 450 m knapp oberhalb vom Kloster Banz. Dort wartet auch die erste Verpflegung schon auf die Läufer, bevor der erste rasante Downhill folgt. Am Parkplatz geht es dann nach einer scharfen Linkskurve auf der Bundesstraße für ca. 3 km wieder hinab ins Tal (260 m).
Für die kommenden Kilometer geht es dann erstmal relativ flach durch den Gottesgarten an den Mainauen entlang. Es geht durch Reundorf, wo die Marathonis auf die Halbmarathon-Läufer treffen. Die nächsten Kilometer wird es dann also etwas “lebhafter” auf der Strecke, bis die Marathon-Läufer bei Kilometer 15 links Richtung Wolfsdorf abbiegen. Nun wird es auch wieder etwas welliger und der zweite Anstieg wartet schon auf die Läufer.
Es geht vorbei an Vierzehnheiligen und der Brauerei Trunk auf einem relativ steilen Passage hoch auf 460 hm. Jetzt können sich die Beine von dem Anstieg wieder erholen denn es folgt eine längere wellige Passage bis kurz vor den Staffelberg. Hier wird es nochmals richtig steil, bevor die Läufer oben eine Runde mit sagenhaftem Ausblick (gleichzeitig Wendepunkt) genießen dürfen. Der Staffelberg ist beim Obermain-Marathon auch der höchste Punkt der Strecke und liegt auf 539 m. Jetzt geht es eigentlich “nur noch nach Hause” – aber man darf nicht vergessen, dass man oben am Staffelberg erst ca. 22,4 km in den Beinen hat.
Nun sieht man all seine Verfolger, die den anstrengenden Anstieg noch vor sich haben. Auf Höhe Vierzehnheiligen geht der Kurs dann rechts weiter und es sind wieder ein paar harmlose Höhenmeter entlang des alten Staffelberges zu erklimmen. Von da an geht es dann endgültig hinab ins Tal in die Ortschaft Ützing und schon bald taucht die 30-KM Marke auf.
Jetzt wird es etwas monoton, es geht immer im Tal entlang durch die Ortschaft Loffeld. Ein Blick nach rechts oben zeigt, auf welcher Höhe man schon gewesen ist. Nächster markanter Punkt ist die Unterführung durch die A 73. Dann geht es nur noch über kleine Straßen, an der Bahntrasse entlang bis zum Kurpark. Von dort aus sind es dann nochmals 2 Kilometer, bevor die Läufer im Stadion das lang ersehnte Ziel erreichen.
Marathon Rennbericht
Der Obermain-Marathon war nach dem Trail du Petit Ballon der zweite Wettkampf in diesem Jahr. Ziel für mich war, meine persönliche Bestzeit aus dem Jahr 2016 (Zeit: 3:14) zu verbessern.
Die Vorzeichen waren nicht all zu gut. 4 Tage vor dem Lauf habe ich mir eine (leichte) Erkältung eingefangen. Von Tag zu Tag ging es mir zwar immer besser, aber der morgendliche Blicke am Wettkampftag auf die Pulswerte in der Nacht verriet leider nichts Gutes. 10 Schläge über normal. Bin also mit gemischten Gefühlen ins Auto eingestiegen, als es nach Bad Staffelstein ging.
8:30 Uhr – Start 14. Obermain Marathon
Erst mal loslaufen. Marathons beginnen ja doch etwas ruhiger und ich reihte mich gleich vorne ein. So gingen die ersten 2 Kilometer bei der ein oder anderen Unterhaltung schnell vorbei. Ich fühlte mich soweit gut – der Blick auf die Uhr bestätigte es. Ich war zudem noch relativ schnell unterwegs. Meine Herzfrequenz bei 150 und der Stryd zeigte 350 Watt an. Schon etwas zu schnell dachte ich mir und nahm etwas Geschwindigkeit raus.
Hinauf zum Kloster Banz
Felix Mayrhöfer und Uwe Bäuerlein setzten sich ab (später Platz 1 und 2). Es blieben für den Moment nur noch Hendrick Steinmann und ich auf breiter Flur. Der Blick über die Schulter auf dem Weg nach Kloster Banz zeigte schon eine große Lücke zur nächsten Verfolgergruppe. Auf halbem Weg nach oben zog Hendrick an, lief an mir vorbei und baute seinen Vorsprung kontinuierlich aus. Ich wollte Vernunft walten lassen und blieb meiner Pace treu. Mein Vorhaben, beim Bergablauf die Lücke wieder zuzulaufen, habe ich schnell verworfen. Denn zu schnell bergab zu sein, kann im Tal dann schwerwiegende Folgen haben. Der Puls auf meiner Garmin zeigte mir zudem schon zu hohe Pulswerte an. Also wollte ich erst mal “ruhig” weiter.
Runners High im Gottesgarten?
Im Tal angelangt, mündete nach ein paar Kilometern die Marathon-Strecke in die der Halbmarathonis ein. Es wurde also etwas lebhafter um mich herum. Da die Halbmarathon Läufer einen Tick schneller als unterwegs waren, musste ich mich auch überholen lassen, was aber trotzdem ein komisches Gefühl war, nicht diese Pace mitgehen zu können. Vom Renngeschehen passierte zunächst nichts Spektakuläres – es ging einfach darum, Kilometer zu fressen. Ruhiger wurde es dann erst wieder ab Kilometer 15, wo die Halbmarathonis rechts abbogen und ich links. Der Blick nach vorne zeigte mir, dass der Vorsprung von Hendrick wieder langsam schmolz. Ich fühlte mich gut, auch wenn die Beine schon etwas angeschlagen waren. Die Hoffnung, doch auf Platz 3 zu kommen war da und gaben mir Kraft.
Teuflische Steigung bei Vierzehnheiligen
Zäh wurde es dann den Berg hoch an Vierzehnheiligen vorbei. Vorbei an der Kirche, an den zahlreichen Souvenirständen ging es Schritt für Schritt steil immer weiter nach oben. Bei der Brauerei Trunk waren im Gegensatz zum Jahr zuvor noch keine Gäste zum Frühshoppen da, die den Läufern vom Obermain Marathon zuprosteten. Als der Anstieg geschafft war ging es wellig weiter und ich konnte die Lücke langsam immer weiter schließen bis ich auf Hendrick aufschloss.
Überraschung bei KM 21
Schritte von hinten! Dennis Westhäuser schloss auf. Nun waren wir zu dritt! Neue Rechnung – von Platz 3 – 5 war alles drin! Es war richtig spannend geworden (auch wenn ich darauf gerne verzichtet hätte). Wir näherten uns nun dem finalen Anstieg zum Staffelberg. Die ersten Meter der Rampe waren noch laufbar, doch kurz vor Erreichen des Biergartens fing Dennis an in den Gehmodus zu wechseln, was ich auch tat. Hendrick dagegen setzte zum Spurt an und überholte uns beide. Die Panorama-Umrundung des Staffelbergs machten wir wieder im Dreier-Pulk. Nachdem wir den Ausblick genossen haben, ging es wieder hinab und Hendrick setzte zum zweiten Sprint an – diesmal bergab. Doch auf dem nächsten Kilometern übernahmen Dennis und ich die Führungsarbeit und ließen Hendrik hinter uns zurück. Erst als wir am Alten Staffelberg vorbei liefen schaute ich mich um und sah weit und breit nichts mehr von Hendrick. Nun waren wir nur noch zu zweit und kämpften uns Kilometer für Kilometer gemeinschaftlich bei kurzen Unterhaltungen voran.
Entscheidung an der Autobahn.
Wir waren inzwischen bei KM 35 angekommen – noch 7 Kilometer bis ins Ziel. Da ich die Strecke aus den Vorjahren kannte, wusste ich, dass nun nach der Autobahnunterführung ein ca. 100 Meter langer Anstieg kam. Da ich noch Reserven hatte, ließ ich es drauf ankommen und versuchte die Pace aus der Flachpassage beizubehalten. Meine Hoffnung, dass sich das auszahlt, erfüllte sich. Ich hatte einen Vorsprung herausgelaufen. Also versuchte ich all meine restliche Energie und Kraft noch in den letzten Kilometern gut umzusetzen.
Pain pays off
Die letzten Kilometer ins Ziel sind sehr schwer in Worte zu fassen. Jeder einzelne Schritt hat weh getan, doch der Wille durchzuziehen und nicht nachzulassen war da und hat mich Meter für Meter weiter nach vorne gebracht. Zudem kam auch die Angst, doch noch von einem auflaufenden Läufer auf den letzten Meter eingeholt zu werden. Insbesondere waren die letzten 2 Kilometer eine große Qual und ich wurde erst davon erlöst als ich überglücklich im Stadion von Bad Staffelstein über die Ziellinie nach 3:05 h lief. Mein erster Podiumsplatz bei einem Marathon war geschafft. Und neue persönliche Bestzeit noch dazu. Ich konnte es kaum glauben! Was für ein Tag.
Links
- Website des Veranstalters https://www.obermain-marathon.de/
- Ergebnisse von SAS Zeitmesssysteme
- Fotostory by exito: Obermain Marathon vom Start bis ins Ziel
- Mein Lauf bei Strava
- Video Zieleinlauf
- Bericht aus der Presse vom Obermain Tagblatt
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